25. Juni 2017



Jubiläumsfeier zum 140-jährigen Bestehen

Hürth, Pfarrkirche St. Mariä Geburt
Festmesse

Programm:


Eröffnung:
Joseph Haydn
"Du bist's, dem Ruhm und Ehre gebühret"

Gabenbereitung:
Felix Mendelssohn Bartholdy
"Verleih uns Frieden gnädiglich"

Sanctus:
Franz Schubert
"Heilig"

Agnus Dei:
Johann Wenzel Kalliwoda
"Agnus Dei"

Kommunion:
Wolfgang Amadeus Mozart
"Ave verum“




Hürth, Haus Burgpark
Festakt

Programm:

Begrüßung:
Christian Letschert-Larsson

Rede:
Dirk Breuer (Bürgermeister)

Essen

Liedvortrag Chor:
"Kommt ihr G'spielen" (Melchior Franck)
"In dieser lieben Sommerzeit"  (Anders Öhrwall)

Laudatio:
Walter Boecker (Text siehe unten)

Musikeinlage:
Marius Peters und das Jazz-Ensemble
des Albert-Schweitzer-Gymnasiums

Ehrungen:
Dagmar Deutschmann (VDKC)

Liedvortrag Chor:
"Wir gratulieren"  (Theo Breuer)
"Hoch"
"Menuett" (Wolfgang Amadeus Mozart)


Laudatio von Walter Boecker zum 140jährigen Bestehen des Concert-Chor Concordia Hürth
    
Sehr geehrte Damen und Herren,

meine Rede möchte ich mit einem Zitat beginnen:
„Des Menschen Leben währt nach der alten Spruchweisheit „wenn es hoch kommt 80 Jahre“ - und wenn er es so weit bringt, dann ist er über Mühe und Arbeit alt geworden. Bei Vereinen kann das anders sein, wenn - ja wenn -
- die Aufgabe, der sie sich widmen, zeitlos ist.
- wenn sie sich den Änderungen ihres Umfeldes anzupassen vermögen und
- -vor allem- wenn sie das Glück haben, stets Menschen zu finden, die mit Fleiß und Hingabe ihre Entwicklung begleiten und steuern.“

Ich finde, damit sind die wichtigsten Gründe dafür, dass wir heute das 140jährige Bestehen der Concordia feiern können, bereits genannt. Diese Sätze schrieb das Ehrenmitglied Dr. Georg Rogge der Concordia in Ihre Festschrift zum 125jährigen Bestehen. Ich werde später gerne auf die 3 genannten Aspekte zurückkommen.

Dem Vorstand der Concordia möchte ich danken, dass er gerade mich, einen bekennenden Nichtsänger, um diese Laudatio gebeten hat. Das ist eine besondere Ehre für mich. Nichtsänger, weil ich es einfach nicht kann und mich, in einer musikalischen Familie aufgewachsen, deshalb schon zu Schulzeiten mit meinem Cello ins Schulorchester verzogen habe, um dem Schulchor zu entgehen, der zeitgleich probte.

Freude am Chorgesang kann man aber auch als Zuhörer gewinnen. Und das war ich in den 20 Jahren meiner Tätigkeit als Stadtdirektor und Bürgermeister dieser Stadt bei fast jedem Konzert der Concordia. Und da komme ich nochmal zu Dr. Rogge. Ich war Anfang 1996 noch nicht richtig im Amt, da hat er mich bereits angesprochen, ich möge bitte den Vorsitz im Förderkreis der Concordia von ihm übernehmen. Was ich natürlich gerne getan habe. Leider ist dieser Kreis in den letzten Jahren immer kleiner geworden, aber er besteht noch - zumindest ein klein wenig. Danke an alle, die die Concordia über Jahre unterstützt haben.

In einer Laudatio für einen so altehrwürdigen Verein sollte man seine Geschichte und seine Erfolge darstellen. Bei 140 Jahren des Bestehens würde das aber eine mindestens abendfüllende Veranstaltung werden und wäre vielleicht auch eher eine Aufgabe für eine Vereinschronik. Deshalb werde ich mich auf einige wenige Stichworte beschränken.

Beginnen möchte ich mit einem Blick auf die Zeit der Gründung der Concordia. Das war 1877. Da war hier in der Stadt alles noch landwirtschaftlich geprägt. Bürgermeister war Heinrich Rosell. Die Industrialisierung steckte noch in den Kinderschuhen. In der Region entstanden die ersten Brikettfabriken. Strom gab es noch nicht und Wasser wurde aus Brunnen geholt oder aus den damals noch sauberen Hürther Bächen. Gearbeitet wurde mindestens 12 Stunden am Tag, auch samstags. Einschließlich Hin- und Rückweg blieb da nicht mehr viel Zeit für andere Beschäftigungen.

Umso erstaunlicher, dass sich unter diesen Umständen Menschen zusammenfanden, um einen Gesangverein, eben den Männer-Gesang-Verein CONCORDIA zu gründen. Unter dem Motto: „Durch das Schöne stets das Gute“ wollten die Männer ein freundschaftliches Zusammenhalten durch Gesang, humoristische Vorträge usw. entwickeln; so hieß es jedenfalls in der damaligen Vereinssatzung. So hat es dann in den folgenden Jahren ein sehr reges Vereinsleben gegeben, Theateraufführungen, Sommerfeste, Fahrten u.v.m.. Gerade letzteres ist etwas, was der Verein auch heute noch mit großem Erfolg durchführt: Reisen durch halb Europa, jeweils verbunden mit Konzerten an besonders ausgewählten Orten. Alle, die in den letzten Jahren an diesen Fahrten teilgenommen haben, werden sich mit Freude an unvergessliche Konzerte und Begegnungen erinnern.

Die 140 Jahre Concordia waren nicht ohne Veränderungen oder gar Brüche. Geändert hat sich z.B. in mehreren Schritten der Name bis zum heutigen: Concert-Chor Concordia 1877 Hürth. Eine schwierige Zeit war die des Nationalsozialismus mit der Zwangsvereinigung mit dem Liederkranz Efferen, die aber nach dem Krieg gleich wieder aufgelöst wurde. Die einschneidenste Veränderung dürfte aber wohl im Jahr 1959 stattgefunden haben. Da wurde nämlich ein Damenchor angegliedert. Aus der ehemaligen reinen Männergesellschaft wurde eine gemischte Gemeinschaft. Man konnte jetzt Werke nur für Männer, solche nur für Frauen und vor allem auch für gemischte Chöre aufführen.  Dass sich die Concordia gerade in dieser Zeit für Frauen öffnete, hat einen interessanten zeitgeschichtlichen Hintergrund. Es wurden nämlich 1958 wichtige Schritte zur Emanzipation der Frauen eingeleitet. So wurde z.B. das Letztentscheidungsrecht des Ehemanns in allen Eheangelegenheiten ersatzlos gestrichen. Und das Recht des Ehemanns, ein Dienstverhältnis seiner Frau fristlos zu kündigen, wird aufgehoben. So gesehen war die Entscheidung, Frauen in die Concordia aufzunehmen, ein emanzipatorischer Akt. Aber nicht nur das. Es war auch ein entscheidender Schritt, um die heutige Größe des Chores und seine herausragende Qualität zu erreichen. Also, das haben die Männer doch damals gut gemacht.

Wenn man sich einmal die Programme der Concordia aus der Vergangenheit anschaut - und Frau Schmitz hat mir einiges zum Lesen mitgegeben - erahnt man die große Vielfalt der Chorliteratur, der sich dieser Chor angenommen hat. Manchmal war es vielleicht auch ein Wagnis, bestimmte Kompositionen anzugehen, aber am Ende sind immer wunderbare Konzerte daraus entstanden.

Dass die Concordia einen hohen Stellenwert in unserer Stadt, vor allem aber auch in ihrem gesellschaftlichen und künstlerischen Bild hat, liegt einfach daran, dass hier über eine außergewöhnlich lange Zeit ein besonders anspruchsvolle künstlerische Arbeit umgesetzt wird. Dies wurde z.B. durch die Verleihung des Kulturpreises der Stadt im Jahr 1994 betont. Nach meiner Kenntnis ist der Hürther Kulturpreis zwar noch nie zweimal an den selben Kulturschaffenden verliehen worden. Aber vielleicht wäre das ja mal für das Jahr 2019 zu überlegen, wenn sich die erste Verleihung zum 25. mal jährt? Wir können es ja mal versuchen.

Wo steht die Concordia heute? Sie ist ein stattlicher Chor, ein gemischter Konzert-Chor auf hohem Niveau. Um dieses zu entwickeln und zu halten bedarf es großer Anstrengungen aller Beteiligten. Letztlich leistet auch die wöchentlich stattfindende Stimmbildung einen großen Beitrag hierzu. Der Chor ist weit über die Grenzen Hürths hinaus bekannt und durch seine vielen Auslands-Chorreisen auch international nicht unbekannt. Seine Konzerte, ob nun im Feierabendhaus oder in der Kölner Philharmonie, sind kulturelle Höhepunkte für die Region.

Ich möchte nochmals zurückkommen auf die eingangs zitierten 3 Aspekte, die zu einer guten und langfristigen Vereinsarbeit führen.
Das war zum einen die Aufgabe, die im Idealfall zeitlos ist. Hier ist es die Tatsache, dass sowohl die Akteure als auch die Zuschauer, oder besser Zuhörer, einen besonderen Genuss an der Aufgabe haben. Für die Sängerinnen und Sänger ist es der regelmäßige Übungsabend, bei dem man versucht, das gemeinsam erarbeitete Repertoire zu verbessern und das Klangerlebnis zu verfeinern. Dann die Aufführung, die zwar jedes mal mit einiger Anspannung und eventuell auch Nervosität verbunden ist, die aber auch stolz auf das gemeinsam Erreichte und Dargebotene macht. Und natürlich die Gesangsreisen, die einmalige Erlebnisse gewähren. Für die Gäste der Konzerte in Hürth, in Köln oder auf Reisen werden daraus genussreiche Stunden, in denen man sich der wunderbaren Chormusik und ihrer herausragenden Darbietung durch die Concordia hingeben kann. Und diese unterschiedlichen Erlebnisse hat es in der Geschichte des Chores immer gegeben, die gibt es heute und ich bin zuversichtlich auch zukünftig. Eben eine zeitlose Aufgabe.

Der 2. von Dr. Rogge angesprochene Aspekt war die Notwendigkeit, sich den Änderungen des Umfeldes anzupassen. Das hat die Concordia in der Vergangenheit bewiesen, z.B. durch die eben angesprochene Aufnahme von Frauen. Und diese Notwendigkeit besteht auch heute und in Zukunft. Das heißt nicht, dass man jeder kurzfristigen Änderung des Zeitgeistes folgen muss. Aber wenn man sowohl bei den Aktiven als auch beim Publikum die ein wenig jüngeren Menschen ansprechen und am Besten sogar zum Mittun gewinnen will, dann sollte sich das auch in der eingesetzten Musikliteratur widerspiegeln. Ich habe den Eindruck, dass die Verantwortlichen der Concordia diese Anforderung erkannt haben.

Die 3. Anforderung an die erfolgreiche Arbeit eines Vereins ist es, Menschen zu haben, die sich der Organisation und Umsetzung des Ganzen widmen. Da sind z.B. die Vorstände und besonders die Vorsitzenden, die die Steuerung des ganzen Geschehens in der Hand halten. Sie alle, vom ersten Vorsitzenden 1877 Josef Kautz bis zum heutigen Christian Letschert-Larsson haben mit viel Herzblut den Verein gelenkt. Es waren mehr als 25 Vorsitzende in dieser langen Zeit. Sie alle haben zusammen mit ihren engagierten Vorstandskolleginnen und -kollegen mit großem Zeiteinsatz und vielen guten Ideen die Concordia zu dem gemacht, was sie heute ist. Die vielen Dirigenten habe jeder auf seine Art die Concordia geprägt. Die unterschiedlichsten Orchester und Solosänger haben die Konzerte begleitet. Und nicht zuletzt die Sängerinnen und Sänger, die über die 140 Jahre -jeweils viele Jahre-  im Chor mitgewirkt haben. Alle diese Menschen haben: nochmal Zitat Dr. Rogge : „mit Fleiß und Hingabe“ die Concordia begleitet. Danke an all diese Menschen, die uns Zuhörerinnen und Zuhörern, über solange Zeit soviel Hörgenuss verschafft haben.

Zum Abschluss einer Laudatio wünscht man einem Jubilar häufig, dass er noch einmal so lange erfolgreich bestehen möge wie er schon besteht. Ich begrenze mich heute mal auf die nächsten 10 Jahre. Ich würde mich freuen, in 10 Jahren das 150jährige Bestehen der Concordia mit Ihnen allen zusammen zu begehen und zu feiern. Bis dahin wünsche ich viel Glück und Erfüllung.




Hürther Sonntagspost vom 01. Juli 2017

Rückblick auf 140 Jahre
Mit einer Festmesse in St. Mariä Geburt feierte der Concert-Chor Concordia Hürth sein 140-jähriges Bestehen

Begleitet von Claudia Schott an der Orgel gestaltete der Chor die heilige Messe durch Darbietung verschiedener sakraler Werke von Joseph Haydn, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johann Wenzel Kalliwoda und Wolfgang Amadeus Mozart.

Für den an die Messe anschließenden Festakt füllte sich der Saal im Haus Burgpark nicht nur mit den aktiven und passiven Mitgliedern des Vereins und ihren Familien, sondern darüber hinaus auch mit vielen Gästen und Freunden des Chors Concordia. Zu den Gratulanten gehörten auch der Hürther Bürgermeister Dirk Breuer und Dagmar Deutschmann vom Verband Deutscher Konzert-Chöre (VDKC Landesverband NRW). Außerdem anwesend waren Vertreter des Volkschores der Stadt Bergheim sowie der Chorgemeinschaft Cäcilia Zündorf, die der Concordia auch durch gemeinsame Projekte und Partnerschaften verbunden sind.

In der auf die Begrüßung durch den Chorleiter und Vereinsvorsitzenden Christian Letschert-Larsson folgenden Rede des Bürgermeisters Herr Dirk Breuer ging dieser auf die wechselhafte Geschichte des Chores in den letzten 140 Jahren ein.

Der Höhepunkt der Feierlichkeiten folgte mit den Ehrungen für langjährige Mitgliedschaften: Obwohl Elfriede Tombeux, die auf stolze 70 Jahre Chormitgliedschaft zurückblicken kann, der Feier leider nicht persönlich beiwohnen konnte, hatten die anwesenden Geehrten mit jeweils 25 oder sogar 40 Jahren Mitgliedschaft gemeinsam immerhin knapp 500 Jahre Chormitgliedschaft vorzuweisen. Für 40 Jahre aktive Mitgliedschaft wurden geehrt: Sabine Breuer, Adelliese Schmitz, Helga Schmitz, Margarete Schmitz, Christel Schnackertz, Doris Schulten, Ingrid Tonn. Für 25 aktive Jahre Mitgliedschaft wurden geehrt: Angelika Hack, Ingrid Kirschenfauth, Josef Mohr, Evamaria Prediger, Uta Reifferscheidt und Barbara Skudelny. Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurde Ingrid Kohnen und für 25 Jahre Mitgliedschaft Annemarie Michels und Margarete Forisch. Eine besondere Ehrung bekam Margarete Schmitz für 10 Jahre Vorstandsarbeit.