27. Juli 2010



Gehörbildungsseminar mit Nageeb Gardizi
Hürth, Löhrerhof


Kölnische Rundschau vom 29. Juli 2010
von Ulrike Weinert

"Klänge besser hören lernen"
Der Concert-Chor Concordia veranstaltete zum dritten Mal die dreiteilige kostenlose Seminarreihe zur Gehörbildung im Löhrerhof. Auf diese Weise sollen junge Mitglieder gewonnen werden. Seminarleiter war der afghanische Musiker Nageeb Gardizi. Nageeb Gardizi schulte das Gehör der Seminarteilnehmer mit Hilfe des Aufwärm-Übungsstücks von Leonard Bernstein.

„Du-bing, du-bang, du-bong“, klang es im Löhrerhof aus über 30 Kehlen in Vier-Ton-Schritten, und „ding-dong“ folgte in Quinten, Fünf-Ton-Schritten. Im Laufe des Abends kam Rhythmus dazu, abwechselnd von den Gesangsgruppen geklatscht oder geschnippt und gestampft.

„Haben Sie Mut, beherzt und laut zu singen“, rief Nageeb Gardizi vom Flügel aus in die Alt-Hürther Kulturscheune. Nun wurde kräftig gesungen und mit Körpereinsatz dazu Rhythmus gemacht. Das „Warm-up“ von Leonard Bernstein klang jetzt wie ein Chorstück aus der „West-Side-Story“ des legendären amerikanischen Komponisten. Die Sängerinnen und Sänger fanden sichtlich Vergnügen an der Übung. Lebhaft gingen sie aus sich heraus.

„Wir hoffen, junge Stimmen zu gewinnen für unser Programm, deshalb veranstalten wir diese Stimm- und Gehörbildungsseminare“, erklärte der Vorsitzende des Concert-Chors Concordia, Franz-Josef Dingemann, die Sonderprobe in den Sommerferien. „Fünf junge Mitglieder haben wir schon gewonnen, und heute sind zwei weitere gekommen, die hoffentlich bleiben“, ergänzte die Chor-Sprecherin Helge Kau. Der Concert-Chor Concordia finanziert zum dritten Mal die dreiteilige Seminarreihe im Löhrerhof.

Der 21-jährige Christoph Wieprecht musste nicht überzeugt werden, sich dem Chor anzuschließen. Er ist vor kurzem von Göttingen nach Hürth gezogen, um eine Ausbildung zum Bankkaufmann anzutreten. Sänger ist Christoph Wieprecht seit seinem sechsten Lebensjahr, hat als Knaben-Sopran sogar ein Solo in der „Zauberflöte“ gesungen. Später ging er mit seinem Chor auf Konzerttournee ins Ausland. Den Stimmbruch überstand er im Alt und zeitweise im Bass - bis sich der Tenor als seine Stimmlage herausbildete, und damit ist er nun ein begehrter Chorsänger. Seit dem Umzug an den Wohnort seiner Mutter Monika, die seit einigen Jahren bei der Concordia im Sopran singt, suchte Christoph Wieprecht einen neuen Chor. Zwei reguläre Proben hat er bereits beim Concert-Chor Concordia absolviert, ein Gehörbildungsseminar jedoch zum ersten Mal überhaupt in seiner Chorsänger-Laufbahn.

Mit Hilfe von Bernsteins Aufwärm-Stück vermittelte der Pianist und Liedbegleiter Nageeb Gardizi die Klangwelten von Dur und Moll, indem er Übungen dazu machen ließ. „Der Dur-Akkord war ja sofort erreicht“, staunte der aus Afghanistan stammende Musiker. Bei den Sängerinnen und Sängern des Concert-Chors Concordia, den es seit 1877 in Hürth gibt, hatte er es mit einem erfahrenen Oratorien-Chor zu tun. „Gut, sehr gut“, lobte der Dozent häufig.

Die drei verschiedenen rhythmischen Strukturen - federnd, punktiert und sich hinaufschlängelnd - erprobten die Seminarteilnehmer, indem sie die Texte zunächst sprachen, dabei die Vokale betonten, und schließlich den Viertelrhythmus klatschten und stampften. Gardizi spielte dazu jazzig auf dem Flügel.

„Jetzt versuchen wir unser Glück, indem wir einstimmig durchsingen“, meinte der Dozent nach einer Stunde. Und das Bernstein-Aufwärmstück klang schon richtig gut nach Rhythmen und Klangfarben.

Die musikalische Leiterin des Concert-Chors Concordia, die Sopranistin Silke Stapf, wird am Dienstag, 3. August, ab 19.30 Uhr im Löhrerhof an der Lindenstraße 20 in Alt-Hürth Stimmbildung besonders für Tenöre und Bässe anbieten. Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung unter Telefon (0 22 33) 9 42 07 77 wird jedoch gebeten.