29. Mai 2014, 20:00 Uhr



Ludwig van Beethoven
"9. Sinfonie"

Das Konzert wurde mit gleichem Programm auch am Sonntag, 25. Mai 2014 im Medio Bergheim aufgeführt.


Programm:

Peter Iljitsch Tschaikowsky
"Konzert für Violine und Orchester D-Dur" op. 35


Ludwig van Beethoven
"Sinfonie Nr. 9 d-Moll" op. 125
für 4 Solostimmen, Chor und Orchester
mit Schlusschor über Schillers "Ode an die Freude"



Aufführende:


Judith Stapf, Violine
Bomi Lee, Sopran
Sibylla Maria Müller, Mezzosopran
Tae-Jun Sun, Tenor
Mario Hoff, Bariton

Volkschor der Stadt Bergheim
Concert-Chor Concordia Hürth
diverse Projektsänger
Kammerphilharmonie Rhein-Erft

Leitung: Christian Letschert-Larsson




Kölner Stadt-Anzeiger vom 28. Mai 2014
von Claudia Grosse

Das Glück der Welt besungen
Kammerphilharmonie und Judith Stapf in Bergheim

Die Kammerphilharmonie Rhein-Erft und 16-jährige Geigerin Judith Stapf haben das Publikum im Bergheimer Medio begeistert. Dirigent Christian Letschert-Larsson zeigte sich als Meister der Klarheit.

Als Tschaikowski sein Violinkonzert D-Dur schrieb, hatte er einen bestimmten Geiger im Kopf, der es spielen sollte. Doch dieser sagte die Uraufführung ab - wegen des zu hohen technischen Anspruchs, den das Werk an den Interpreten stellte. Nun war es die gerade mal 16-jährige Judith Stapf, die gemeinsam mit der Kammerphilharmonie Rhein-Erft auf der Bühne des Medio Rhein Erft in Bergheim stand.

Passend zum Europawahltag hatte der musikalische Leiter Christian Letschert-Larsson außerdem Beethovens 9. Sinfonie ins Repertoire der Bergheimer Klassikreihe geholt - bei der der Volkschor der Stadt Bergheim gemeinsam mit dem Concert-Chor Concordia Hürth das triumphale Ende und damit das Glück der Welt besang.

Doch bevor mit dem heute als Europahymne fungierenden Meisterwerk der Abend gekrönt wurde, durfte man einer Geigerin lauschen, deren Name sicher noch öfter zu hören sein wird. Souverän und schwindelerregend virtuos wurde Judith Stapf Tschaikowski op. 35, diesem Bravourstück der Violinliteratur gerecht. Da schien es nichts zu geben, was sie technisch nicht zu meistern verstand. Rasant und kraftvoll, mit brillanter Bogentechnik gab sie sich der Raffinesse der Doppelgriffe hin, die das Werk durchziehen. Voller Sehnsucht und Melancholie steckt der wunderbare kantable Mittelsatz, dem sich Judith Stapf klangschön mit einer für ihr Alter ungewöhnlichen Reife hingab.

Angenehm zurückhaltend und klug führte Christian Letschert-Larsson sein Orchester durch die lyrischen, ruhigen Partien. Immer blieb die Geigerin somit im Vordergrund - kein Leichtes in der Akustik des Medio. Denn die kommt zwar der Durchhörbarkeit des Orchesterklangs zu Gute, duldet allerdings auch keine Schwächen. Und sie machten es der zweifelsfrei kraftvollen, intonationssicheren Geigerin nicht leicht, ihren vollen Ton bis in die hintersten Reihen zu transportieren. Witzig, spritzig und mit faszinierender Lockerheit spielte sie dann den Finalsatz - ihre Virtuosität voll entfaltend und wunderbar dialogisierend mit dem zuweilen fast zu akkuraten Orchester.

Es braucht eine Pause nach diesem Meisterwerk, das in pure Lebensfreude mündet. Um düster noch mal zu beginnen. Denn Kampf, Verzweiflung und Tragik wohnen den ersten beiden Sätzen von Beethovens letzter vollendeter Sinfonie inne. Und sie stecken voller Kraft, was das nun endlich volltönende Orchester offenbarte. Auch hier wurde klar: Christian Letschert-Larsson ist ein Meister der Klarheit, führte er doch die Kammerphilharmonie mit größter Präzision durch die harmonisch und rhythmisch so vielschichtige, zu größter Dichte anwachsende Komposition. Angenehm schlicht nahmen die Musiker der ruhigen dritten Satz, bevor Celli und Bässe den Kampf des Finalsatzes anführen, der schließlich in Schillers „Ode an die Freude“ mündet.

Eine Wohltat war dabei nicht zuletzt das Solistenquartett, zu dem Bomi Lee (Sopran), Sibylla Maria Müller (Mezzosopran), Tae-Jun Sun (Tenor) und Mario Hoff (Bariton) zählten. Und als schließlich die beiden von Letschert-Larsson geführten Chöre ihre Stimmen erhoben, war klar, dass auch die Laienchöre der Professionalität der gesamten Musikerriege in nichts nachstehen. Der Gesang erstrahlte stark, perfekt intoniert, felsenfest in allen kompositorischen Verdichtungen und Techniken, deren Ausformungen Beethoven im letzten Satz auf die Spitze trieb.

Unter Bravorufen ging ein Abend zu Ende, der zu Recht als Ereignis der Superlative beworben wurde. Dem Konzert in der Kölner Philharmonie mit gleichem Programm an diesem Donnerstag dürften alle Interpreten gewachsen sein.