9. Mai 2010, 19:00 Uhr



Joseph Haydn
"Die Jahreszeiten"


Programm:

Joseph Haydn
"Die Jahreszeiten"

Oratorium in vier Teilen (Hob. XXI/3)
für drei Soli, Chor und Orchester


Aufführende:

Viktorija Kaminskaite, Sopran
Martin Vanberg, Tenor
Yoo-Chang Nah, Bass

Concert-Chor Concordia Hürth
Kammerphilharmonie Rhein-Erft

Leitung: Christian Letschert-Larsson



Kölner Stadt-Anzeiger vom 11. Mai 2010
von Claudia Valder-Knechtges

Natur in feinen Klangfarben gemalt
Concordia sang "Vier Jahreszeiten"

Der Saal im Knapsacker Feierabendhaus war gut gefüllt, als der Hürther Concert-Chor Concordia am Muttertag Haydns prachtvolles Oratorium aufführte. Unter der Leitung von Musikdirektor Christian Letschert-Larsson versammelten sich die knapp 100 Aktiven und das große Orchester - die Kammerphilharmonie Rhein-Erft - auf dem Podium, um gemeinsam mit drei Vokalsolisten ein ländliches Panorama aus dem alten Österreich-Ungarn musikalisch zu malen.

Die Dichtung des Gelehrten Gottfried van Swieten hat den alten Haydn zu seinem letzten Meisterwerk inspiriert, ihm aber auch die letzten Kräfte geraubt, so dass der Komponist anschließend für seine letzten sieben Lebensjahre verstummte. „Die  'Jahreszeiten' haben mir den Rest gegeben“, soll er gesagt haben; „ich hätte sie nicht komponieren sollen“. Doch das wäre schade, denn man erlebt in wundervoller Musik, wie die bäuerliche Bevölkerung des späten 18. Jahrhunderts Frühling, Sommer, Herbst und Winter erlebte: die Natur, das Wetter, Säen und Ernten, Weinlese und Jagd, Tanz und häusliche Behaglichkeit. Viktorija Kaminskaite (Sopran), Martin Vanberg (Tenor) und Yoo-Chang Nah (Bass) gestalteten in ihren Arien und Duetten/Terzetten die Partitur sehr professionell, wie auch das Orchester und Michael Jüttendonk am Klavier in feinen Klangfarben alles daran setzten, die Geschichte vom Erwachen der Natur, von Wachstum, Erschöpfung und Unwetter, bäuerlichen Freuden und winterlicher Strenge und Kälte zu schildern.

Hauptakteur war aber der Chor, der sich der großen Aufgabe gewachsen zeigte, zu schönen Wirkungen fand, in den fugierten Teilen gekonnt die Klippen der Partitur umschiffte und nur gelegentlich - vom Dirigenten nicht gezügelt - etwas zu laut und scharf auftrumpfte. „Heida lasst uns fröhlich sein und juhe, juhe juh - aus vollem Halse schrei´n“ - das ließen sich die Sänger nicht zweimal sagen und nahmen Haydn denn doch allzu genau beim Wort. Und doch war man beim großen Amen versöhnt und zufrieden. Was der Komponist als sein musikalisches Vermächtnis hinterlassen hat, die tiefschwarze Abschiedsstimmung der letzten Bass-Arie und das triumphierend-idealistische Bekenntnis - das von ungebrochener Bedeutung für die Gegenwart ist - das alles ist viel zu großartig und zu wichtig, um es nicht immer wieder gern und ergriffen anzuhören.



Kölnische Rundschau vom 11. Mai 2010
von Hanna Styrie

Haydns "Vier Jahreszeiten" trafen voll ins Herz
Aufführung des Concert-Chores Concordia 1877 Hürth im Feierabendhaus begeistert die Zuhörer

Der volkstümliche Ton von Joseph Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“ trifft mitten ins Herz. Haydn breitet in seinem Spätwerk in Arien, Ensembles und ausgedehnten Chorszenen einen vielfarbigen musikalischen Bilderbogen aus. Der Concert-Chor Concordia 1877 Hürth bot unter Leitung von Christian Letschert-Larsson am Sonntag im vollbesetzten Feierabendhaus eine begeistert aufgenommene Wiedergabe des vierteiligen Zyklus.

Die Kammerphilharmonie Rhein-Erft erwies sich beim instrumentalen Vorspiel als engagierter Klangkörper, der die atmosphärischen musikalischen Naturschilderungen anschaulich und farbig gestaltete. Unter Letschert-Larssons Dirigat ließen die Musiker winterliche Nebel wallen und ausdrucksvoll ein sommerliches Unwetter aufsteigen. Die gut disponierte Bläsergruppe kam bei den herbstlichen Jagdszenen zum Einsatz; sehr lebendig gelang auch die Spinnstuben-Szene des Winters. Bildhaft plastisch wurden hier die unterschiedlichen jahreszeitlichen Stimmungen vermittelt. Gut bewährte sich die Kammerphilharmonie auch bei der sensiblen Begleitung der Rezitative und Arien.

Das mit umfangreichen Aufgaben bedachte Solistenterzett hatte maßgeblichen Anteil am Erfolg der Aufführung. Der koreanische Bass Yoo-Chang Nah (Simon) ist in Hürth durch zahlreiche Auftritte wohn bekannt. Er verfügt über eine warme, voluminöse Stimme, ließ es am Anfang aber Textverständlichkeit fehlen. Vor allem in den Lyrischen Abschnitten konnte sich Viktorija Kaminskaite mit sicher geführter Sopranstimme profilieren, auch wenn man sich noch ein wenig mehr Empfindungsreichtum und Innerlichkeit gewünscht hätte. Einen hervorragenden Eindruck hinterließ Martin Vanberg, der sich durch einen beweglichen, klaren Tenor, präzise Artikulation und eine überaus sorgfältige Textbehandlung auszeichnete. Lyrische Qualitäten bewies er in der Kavatine „Dem Druck erlieget die Natur“.

Dem Concert-Chor Concordia war die Freude an Haydns eingängigen Melodien schon bei „Komm holder Lenz“ anzumerken. Mächtiges Rauschen entfachten die Sänger „O, wie der Donner rollt“; spätestens beim ausgelassenen Bachanal im „Herbst“ aber hätte der Dirigent das massive Fortissimo dämpfen sollen. Tadellos schnurrte das Spinnerlied herunter; feierlich erklang der Schlusschor „Dann bricht der große Morgen an“. Der gelegentliche Überdruck im Concert-Chor schmälerte den guten Gesamteindruck kaum. Rauschender Beifall belohnte die enorme Einsatzfreude aller Mitwirkenden.