16. Juni 2007, 19:00 Uhr

"Opera bellissima"


Programm:

Auszüge aus
"Die Lombarden", "Macbeth" und "Aida" von Giuseppe Verdi
"Der Barbier von Sevilla" von Gioacchino Roosini
"Zar und Zimmermann" von Albert Lortzing
"Figaros Hochzeit" von Wolfgang Amadeus Mozart


Aufführende:

Carolyn Grace James, Sopran
Yvonne Berg, Mezzosopran
Joaquin Asiain, Tenor
Martin Krasnenko, Bass

Concert-Chor Concordia Hürth
Neue Philharmonie Westfalen

Leitung: Christian Letschert-Larsson




Kölner Stadt-Anzeiger vom 18. Juni 2007
von Gerhard Bauer

Tonschön und gut geschult
Chöre aus Hürth und Zündorf luden zum Konzert in die Philharmonie

Der "Concert-Chor Concordia 1877 Hürth" ist 130 Jahre alt geworden, und das war ihm Grund genug für ein großes Festkonzert in der Philharmonie. Also lud CCC die "Chorgemeinschaft Cäcilia Zündorf" zur Verstärkung der Schlagkraft in seine Reihen und rief das Motto "Opera Bellissima" aus. Musik von Mozart, Rossini, Lortzing und Verdi gab die Vorlage für zweieinhalb Stunden animierender Unterhaltung mit zwei Ensembles, denen die Freude am Gesang in jedem Ton anzumerken war. Die geballte Chormacht hätte ihrem Können allerdings stärker vertrauen und mehr reine Chornummern ins Programm nehmen sollen. Denn mit den Solisten war mit Ausnahme von Martin Krasnenko (Bass) wenig Staat zu machen. Wieder einmal waren Berufsmusiker statt krönender Einlagen nur Bremsen im musikalischen Fluss, stahlen den Amateuren die Zeit zur Entfaltung. Auf die angestrengt und ältlich klingenden Verdi-Arien von Carolyn Grace James (Sopran) wäre leicht Verzicht zu leisten gewesen, ebenso auf das Schülerhafte und Unausgegorene von Yvonne Berg (Mezzosopran) bei Rossini und Mozart. Der Tenor Joaquin Asiain (Verdi, Rossini) wirkte auch mit Martin Krasnenko immerhin imponierte vollmundig und tiefensatt mit Verdi (Banco-Arie aus "Macbeth") und Lortzing (Singschule aus "Zar und Zimmermann"). Es muss immer wieder ein wunderbares Gefühl sein, in dieser Oper dem Chor, weil er sich halt gar zu doof anstellt, erbost zurufen zu dürfen: "Halt' eure Mäuler." Aber niemand möge das als versteckte Anspielung auf die vereinigten Chöre auf dem philharmonischen Podium deuten. CCC und CCZ sangen schwungvoll, klangen tonschön und gut geschult, artikulierten genau. Die Hexen-Nummern aus Verdis "Macbeth" gerieten spritzig und witzig, die Triumphszene-Passagen aus "Aida" hatten Gewicht, Heiteres von Mozart kam leicht und locker, Charakterstücke aus "I Lombardi" und "Macbeth" schufen Atmosphäre. Christian Letschert-Larsson dirigierte mit großer, anfeuernder Geste, die Neue Philharmonie Westfalen musizierte solide, lief mit den Sängern allerdings nicht immer synchron. Christoph Scheeben moderierte kenntnisreich, sonor und amüsant. Das nächste Mal aber, bitte, Chorgesang pur, das ist kein Risiko!



Kölnische Rundschau vom 18. Juni 2007
von Martina Müller

Gerüstet für die Philharmonie

Das Verhältnis zwischen Akteuren und Publikum bei der öffentlichen Generalprobe des Concert-Chors Concordia vor dem Auftritt in der Kölner Philharmonie am Samstag lag bei nahezu drei zu eins. Über 200 Sängerinnen und Sänger sowie Orchestermitglieder hatten sich vor der Bühne im Feierabendhaus platziert und nahmen so fast den ganzen Saal ein. Viele Interessierte waren gekommen, um "Opera bellissima" mit Ouvertüren, Arien und Chören aus Opern von Verdi, Rossini, Mozart und Lortzing zu hören. "Bellissima", also sehr schön, sind die Verdi-Opern des ersten Teils inhaltlich sicher weniger, es geht in erster Linie um menschliche Abgründe und die dunkle Seite des Lebens, musikalisch aber sind sie es allemal - was dafür sprach, den ersten Teil komplett diesem Komponisten zu widmen. Die Ouvertüre aus "Die Macht des Schicksals" bot einen Auftakt nach Maß für das Orchester mit viel Raum für Dramatik und auch lyrische Momente. Der musikalische Leiter, Musikdirektor der Stadt Bergheim Christian Letschert-Larsson hatte wenig Mühe mit der famos aufspielenden Neuen Philharmonie Westfalen aus dem Ruhrgebiet, die dem Dirigenten präzise folgte. Die beiden gemischten Chöre, die Chorgemeinschaft Cäcilia Zündorf, die regelmäßig in der Philharmonie konzertiert, und der Concert-Chor Concordia Hürth, Kulturpreisträger der Stadt Hürth, traten in "Die Lombarden", einer düsteren Oper aus der Zeit der Kreuzzüge, erstmals in Erscheinung Wie es es sich für eine Generalprobe gehört, gab es noch leichte Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Chor und Chorleiter Letschert-Larsson, die jedoch bei einer der Unterbrechungen geklärt werden konnten. Einen kleinen Einblick in die Handlung der Opern vermittelte Christoph Scheeben in seinen launigen Moderationen. Der Tenor Joaquin Asiain, ein so genannter "tenore di grazia", der auch die ganz hohen Töne singen kann, konnte genau diese Fähigkeit in "La donna e mobile" aus Rigoletto, eine der bekanntesten Arien überhaupt, beweisen. Herzstück des Probenabends war jedoch die Verdische Vertonung der Tragödie "Macbeth" von Shakespeare, die Verdi in den mediterranen Kulturkreis verlegte. Die Entscheidung, allein sechs Partien aus dieser Oper auszuwählen, überrascht, wird aber verständl ich angesichts der wunderschönen Chorsätze für Frauen- und Männerstimmen, die hier zum Teil getrennt sangen. Die über 100 Sängerinnen stimmten den "Hexenchor" an, der im Original aus drei Stimmen besteht, und die Männer den "Chor der Meuchelmörder". Die Arie der Lady Macbeth, "Nel di della. . ." war der amerikanischen Sopranistin Carolyn James wie auf den Leib geschnitten. Ausdrucksstark und emotional tief bewegend entstand hier in Union mit Orchester und Chor eine musikalische Dichte, die in ihrer Expressivität über das rein Konzertante hinauswuchs. In der Triumphmarsch-Szene aus dem zweiten Akt von "Aida", konnten sich die tadellos spielenden Bläser in Szene setzen. Nach diesen Ausflügen in die menschlichen Abgründe ging es beschwingt und heiter weiter mit Rossinis "Der Barbier von Sevilla", eines der deftigsten Beispiele der Opera buffa aus dem 19. Jahrhundert, zu der sich Mozarts "Figaros Hochzeit" wunderbar einfügte. Mit der Kantatenprobe aus "Zar und Zimmermann" sorgten Chor und Bass Martin Krasnenko zum Schluss für einen humorigen Ausklang.